Die Strecke führt uns in diesem Jahr über Luban an Jelenia Gora vorbei, direkt zu "unserem" Campingplatz bei Karpacz (Krummhübel). Ein recht gepflegter Platz, noch genauso, wie wir ihn vom letzten Jahr in Erinnerung hatten. Die Anmeldung erfolgt wieder in deutsch-polnisch, nur gibt es kein Pivo zur Begrüßung. Während des Zeltaufbaus bemerken wir erste Mückenschwärme und befürchten, dass sie uns in der Nacht auffressen könnten.
Gegen 19.30 Uhr brechen wir nach Karpacz auf und halten beim ersten Supermarkt, um etwas fürs Frühstück einzukaufen. Ein Spaziergang durch den Ort unter einem anderen Blickwinkel, nicht Angst um Hab und Gut (Auto) befällt uns, sondern gelöst und entspannt schlendern wir durch die Straßen. "Unser" "Mini muzeum socrealismu" (siehe 2005)
hat leider geschlossen und wir entscheiden uns für das Goralen-Haus, um noch ein Bier und einen kleinen Imbiss zu uns zu nehmen. Es gibt Bigosch, eine Art Sauerkrautgulasch, lange geschmort und schön würzig. Als wir zum Zeltplatz zurückkehren sind die Mücken gottseidank verschwunden und weder Gewitter, noch innere Unruhe hält uns von einem ruhigen Schlaf ab.
Tagesstrecke: 504 km
09.06.2006
Vor dem Frühstück fahren wir nach Milkow auf der Suche nach frischen Brötchen und werden auch fündig. Mit der Sprache hapert es noch ein wenig: "Dowidzenia" (Aufwiedersehen?) anstatt " Dzien dobry" (Guten Tag) :-).
Ein Gang über den winzigen Markt, wahrscheinlich das Kaufhaus des Ortes, erinnert ein wenig an den Süden.
Beim Vorbereiten des Frühstücks - Grand Malheur - wir haben den Espresso vergessen (wir hoffen, im "Sklep" welchen kaufen zu können).
Heute wollen wir die Sniezka (Schneekoppe) endlich ganz aus der Nähe sehen! Nach einer kleinen Orientierungsfahrt durch Karpacz gelangen wir zur Talstation des Sesselliftes.
Zum ersten Mal kommen jetzt auch die Wanderschuhe zum Einsatz, denn ein längerer Fußmarsch bleibt uns nicht erspart. Vor dem Einstieg zur luftigen Sessel-Fahrt (17 min.) ziehen wir uns warm an, jetzt heißt es, alles gut festhalten, denn mit Schwung geht es aufwärts zur Bergstation der kleinen Koppe (1342 m).
Der Fußweg zum Schlesierhaus unterhalb der Schneekoppe ist mit ca. 20 min. angegeben. Er verläuft auf einer Ebene der "subalpinen Vegetationsstufe", rechts und links säumt dunkelgrünes Krüppelkieferngebüsch den Weg. Hinter dem Schlesierhaus liegt die Grenze zu Tschechien. Für den Aufstieg zum Gipfel entscheiden wir uns, den "bequemen" Jubiläumsweg zu nehmen,
aber auch der ist ziemlich steil und läßt uns aus dem vorletzten Loch pfeifen. Der Wind pustet mächtig und trotzdem läuft uns das Wasser aus allen Poren. Hier, wie schon gestern in Karpacz, sehen wir zahlreiche Schulklassen aller Altersgruppen. Im Windschatten der Koppe rasten wir, um wieder auf normale Temperatur zu kommen. Von ganz oben (1603 m)
genießen wir dann endlich einen herrlichen Ausblick in die wunderschönen Täler auf tschechischer Seite unterhalb der Schneekoppe, unseren Campingplatz können wir nur erahnen. Oben auf der Kuppe besteht die Möglichkeit, sich mit Rübezahl fotografieren zu lassen....
Für den Abstieg wählen wir dann den steileren Weg. Dieser ist nicht ungefährlich und nach kurzer Zeit fangen uns die Knie an zu zittern. Über das Schlesierhaus geht es dann mit dem Sessellift wieder nach unten, wo wir erst einmal eine Stärkung zu uns nehmen.
Gegen Abend fahren wir nach "Zillertal- Erdmannsdorf" Die Häuser erinnern an die Zeit, als protestantische Tiroler wegen ihres Glaubens hierher vertrieben wurden.
In einer ehemaligen Leinenfabrik ist heute ein Industrieabverkauf eingerichtet, was dort verkauft wird, bringen wir allerdings nicht in Erfahrung.
Nun geht es nach Hirschberg, ein netter Marktplatz mit Arkaden, an den sich eine weitläufige Fußgängerzone anschließt.
Die Temperaturen liegen noch über 20° C, wir fühlen uns in den Süden versetzt, die Menschen sitzen in den Straßencafés und verfolgen die Fußball-WM an den zahlreichen Fernsehbildschirmen.
Vor dem Zelt dann später geniessen wir noch einige Biere und sinken müde in unsere Schlafsäcke.
Tagesstrecke: 66 km
10.06.2006
Die Devise heute: Auf nach Tschechien! Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zur Grenze. Über Kowary ( Bad Schmiedeberg), hier machen wir den ersten Halt, geht es weiter nach Lubawka (Liebau). Im letzten Jahr hatten wir schon mal einen Stopp in Kowary eingelegt und hatten diesen Ort als ziemlich heruntergekommen in Erinnerung, doch jetzt, als wir durch das Zentrum flanieren, sind wir angenehm überrascht.
Bei Kralovec gelangen wir dann nach CZ. An der Grenze tauschen wir 10 € gegen 270 tschechische Kronen. Bei Czerna Voda (Schwarzwasser) ein ehemaliges Bergwerk, eine Riesenhalde. Was dort abgebaut wurde?
Jetzt geht es nach Pec (Petz), der Startpunkt, um mit der Seilbahn direkt auf die Schneekoppe zu gelangen. Kaffeetrinken und Kuchenessen für 250 Kronen, und wir müssen nochmal tauschen, hier gibt es nur 230 Kronen für 10 € :-(.
Die Suche nach dem schönen Tal bleibt uns verwehrt,
wir hatten es von der Schneekoppe aus gesehen. Überall stehen Schilder, die die Einfahrt verbieten, nur die Zufahrt zu einer riesigen Betonbettenburg ist erlaubt. Also weiter nach Spindleruv Mlyn (Spindler Mühle). Auf schon mal gefahrenen Straßen bis Vrchlabi (Hohenelbe). Als wir nach Spindleruv Mlyn abbiegen, können wir die herrliche Aussicht über Vrchlabi geniessen.
Im romantischen Elbetal (Labe) gelangen wir an die Elbetalsperre, die von 1910-1916 von Österreichern gebaut wurde.
Kurz vor Spindleruv Mlyn suggeriert eine elektronische Leittafel die Möglichkeit, den Spindlerpass nach Polen zu überqueren, doch es gibt nur die Auffahrt bis zur Spindlerbaude durch das Naturschutzgebiet, die 300 Kronen kosten soll. Wir drehen um, zurück nach Vrchlabi und über Jilmenice führt der Weg zur CZ-PL Grenze bei Harrachov durchs wilde Tal der Iser bis zum Grenzpass. Zurück in Polen landen wir im malerisch gelegenen Sklarska Poreba (Schreiberhau), touristisch voll erschlossen, mit polnischem Esprit. Vieles erinnert an die deutsche Vergangenheit. Am Gerharta-Hauptmanna-Dom in Jagniatkow (Agnetendorf) halten wir, können aber nicht mehr hineingehen, da es schon geschlossen ist.
Über Piechowice (Petersdorf) und Cuplice Slaskie Zdroj (Bad Warmbrunn) fahren wir Richtung Karpacz. Unterwegs halten wir an einem Smazalnia Ryb Restaurant, der Kellner spricht sehr gut deutsch und erzählt uns, dass Polen das erste WM-Spiel verloren hat. Die gebratene Forelle aus eigener Zucht ist lecker. Pappsatt brechen wir auf und nach CZ-Bier vor dem Zelt wickeln wir uns müde in unsere Schlafsäcke....
Tagesstrecke: 221 km
11.06.2006
Vor der Abfahrt vom Campingplatz ergibt sich noch ein kleiner Schnack mit den Nachbarn, sie kommen aus Weimar und sind Rentner. Mit ihrem fast neuen VW-Bus sind sie für einen Kurztrip auf die Schneekoppe hierhergekommen. Sie berichten einige Episoden aus der Vorwendezeit über Reisen in die Ukraine und nach Rumänien. Für uns natürlich sehr interessant, obwohl sich seit damals sicher vieles verändert hat.
Swidnica (Schweidnitz) ist heute unser erstes Ziel. Bei der Fahrt über Strzegom (Striegau) erkennen wir aus der Ferne Steinbrüche und zweigen vom Weg ab. Wir sehen uns einen dieser Granitsteinbrüche aus der Nähe an. Beeindruckend der Blick in die Tiefe, wo der Granit in riesigen Blöcken herausgeschnitten wird.
Nicht weit entfernt liegt das ehemalige Konzentrationslager Gross-Rosen.
Innerhalb des Lagergeländes befand sich ebenfalls ein Granitsteinbruch, dort mussten die Lagerinsassen unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten. Die Überlebensdauer betrug im Durchschnitt 5 Wochen.
In Swidnica - wir parken vor dem Knast ohne es zu bemerken - machen wir einen Rundgang durch die Stadt.
Am Rynek (Marktplatz) vorbei, gelangen wir zu einer Kirche in der gerade Gottesdienst abgehalten wird. Die Menschen kommen und gehen nach Belieben und auch draussen kann man dem Gottesdienst über Lautsprecher folgen.
Weiter geht die Fahrt durchs Eulengebirge, immer wieder drängt sich der Vergleich zu Landschaften in Österreich oder Bayern (Allgäu) auf. Nur ist hier (noch nicht) alles so fest in touristischer Hand. Gegen Abend erreichen wir Srebna Gora (Silberberg), leider findet in dem empfohlenen Hotel eine Hochzeit statt und es ist leider kein Zimmer mehr frei. Der Wirt, der gut deutsch spricht, vermittelt uns ein Zimmer im Ort in einer alten Villa, die von Frau "Doktor" geführt wird.
Tagesstrecke: 187 km
12.06.2006
Wir starten nach Budzow (Schönwalde), wo wir in diesem Jahrl endlich das richtige Elternhaus meiner Mutter finden.
Ein Spaziergang durch das Dorf und einige Fotos später
landen wir auf dem Friedhof, wenige deutsche Namen stehen auf den Grabsteinen und auffallend sind die vielen Kindergräber zwischen 1957 und 1963.
Ein älterer Herr erzählt uns etwas auf polnisch, wovon wir jedoch nur den Namen Alfons Fuhrmann und Haus verstehen. Wir gehen wieder ins Dorf .
Vor der Kirche treffen wir noch eine junge Frau, die uns den Weg zum Pfarrer zeigt, wo der Kirchenschlüssel zu bekommen wäre, wir verzichten jedoch auf die Besichtigung.
In Paczkow (Patschkau) legen wir eine Pause ein und genehmigen uns erstmal ein kühles Bier auf dem Rynek. Es ist ziemlich heiß!!
Unser anschließender Spaziergang führt an der Stadtmauer,
an den Stadttoren (Breslauer, Glatzer, Frankensteiner)
und am Scharfrichterhaus vorbei zur Wehrkirche, in der sich ein Brunnen befindet.
Die nächste Pause legen wir am Ottmachauer (Otmuchov) Stausee ein, um die weitere Route zu besprechen. Wir überlegen uns, dass wir gern wieder in der Agroturystika-Pension in Skidzin übernachten würden. Auf dem Weg dorthin streifen wir das oberschlesische Industrierevier und gelangen nach Brzeszcze, einem Ort, mit einem kleinen, noch in Betrieb befindlichen Steinkohlebergwerk.
Als wir in Skidzin ankommen, ist die Pension leider ausgebucht, aber wir werden von der Pensionswirtin zu einer "Monteurspension" vermittelt. Da es schon spät ist, nehmen wir das Angebot an und nach ein paar Bierchen wirkt das Zimmer recht gepflegt.
Am nächsten Morgen werden wir durch die unterschiedlichsten Geräusche aus dem Bad geweckt. So machen wir uns früh auf den Weg in die Hohe Tatra.