23.06.06
Am nächsten Morgen (der Himmel ist bedeckt) geht es ohne Frühstück aus dem Hotel. Ein Pulvercappucino im Straßencafé! Wir planen die heutige Tour bzw. die ungefähre Richtung der nächsten Tage (wir haben nur noch ca. 1 Woche). Wir fahren zuerst ins Neagra-Sarului-Tal, wollen auf 2000 m hinauf.
Improvisationskunst
Kurz hinter Gura Haitii ist allerdings die Weiterfahrt verboten. Wir nehmen einen freien Waldweg, der jedoch ins Nirwana führt. Wir drehen um, es beginnt zu regnen, heftig, wie zuletzt in Polen, im Bieszczady.
Wir fahren jetzt im Bistrita-Tal hinab und nähern uns dem Lacul Izvorul Muntelui.
manchmal der einzige Weg über die Bistrita
In Forcasa halten wir an, um Mittag zu essen. Vorher hatte schon Dauerregen eingesetzt. Einige Einheimische verbringen ebenfalls ihre Mittagspause dort. Beim Bezahlen hat einer der Männer Probleme mit den vielen Scheinen, alten und neuen Lei, auch wir müssen immer zweimal hinschauen, die vielen Nullen sind verwirrend.
Wir brechen auf zur Stausee-Rundfahrt. Durch den anhaltenden Regen sind die Pfützen gefüllt und die Straßen haben den Anschein ohne Schlaglöcher zu sein. Wir irren uns gewaltig. Bei der Überquerung einer Brücke fährt uns der Schrecken in die Glieder...
Wir geraten in ein Schlagloch, dass - dem Knall nach zu urteilen - mind. "10" m tief sein muss. Sofort halten wir an, um zu sehen, an welcher Stelle das Auto auseinandergebrochen ist. Unglaublich, zum Glück ist nichts passiert. Wir können unsere Reise fortsetzen.
Am Staudamm halten wir an und bemerken beim Spazierengang über die Krone, wieviel Müll sich hier angesammelt hat. Das Wasser findet trotzdem seinen Weg.
In Bicaz wird getankt.
Zement mal, ein Berg fällt (Heidelberger Carpatizement)
Wir passieren die beeindruckende Bicaz-Klamm (cheile),
die allerdings mit Andenkenständen zugepflastert ist. Die Schönheit und Wildheit der Natur überwiegt trotz allem. Hinter der Klamm liegt der Lacu Rosu (der rote oder auch mörderische See - im Jahr 1838 der Sage nach durch einen Bergrutsch entstanden). Auch hier Souvenirstände und einige Hotels - Touristen.
Über den Pasul (Pass) Pangarati gelangen wir nach Gheorgeni (Niklasmarkt). Nach dem ersten Einkauf in einem rumänischen Supermarkt finden wir eine Übernachtungsmöglichkeit in der Stadt. Im Hotel bekommen wir einen Stadtführer und schlendern durch den Ort. Ein Zigeunerjunge spricht uns an und hält die Hand auf.
Kulturzentrum
In der 17.000 Einwohner zählenden Stadt leben ca. 75 % Ungarn, was durch die Sprache und die Beschilderung der Geschäfte, Straßen etc., deutlich wird. Aus dem Stadtführer entnehmen wir, dass Transsylvanien ein demografisches Vakuum war, in dem sich die Rumänen erst nach den Ungarn angesiedelt haben.
Obst- und Gemüseauslage
Tagesstrecke: 235 km
24.06.06
Nach dem Auschecken halten wir Ausschau nach einer Möglichkeit zum Frühstück und finden ein nettes Lokal. Gut gesättigt starten wir in den Tag. Brasov/Kronstadt (ursprünglich eine Siedlung der Siebenbürger Sachsen) ist heute unser Ziel. Wir fahren durch Dörfer, die zum Teil sehr ordentlich aufgeräumt erscheinen, dann wieder krasse Armut.
In Miercurea-Ciuc sind die Spuren des Realsozialismus nicht zu übersehen. Es folgt ein Kurort, in dem es von Touristen wimmelt. Nichts für uns!
Baile Tusnad
Weiter geht es nach Sfantu Gheorge, das altertümlichen Charme vermittelt und sicher einen längeren Aufenthalt wert wäre. An der orthodoxen Kirche sehen wir (zum wiederholten Mal) Frauen in schwarz mit Käppi, darüber ein Tuch gebunden.
Über die Europastraße 574 erreichen wir Brasov, über mehrere Kiometer geht es vierspurig in die Stadt hinein.
In Brasov selbst ist das Fahren chaotisch, aber schließlich gelangen wir in die Altstadt und finden auch einen Parkplatz in der Nähe der "schwarzen" Kirche (Achtung Steinschlag!).
Beim Rundgang durch die Altstadt, bettelnde Zigeuner, die auch hier nicht gern gesehen sind. Ein Straßentheater - wir wissen nicht gleich, worum es geht . Dann spricht uns ein niederländischer Priester an und erzählt uns vom Dienst für Jesus und von der Bekehrung dazu, der Liebe im Herzen und wie diese Jugendlichen dadurch von Alkohol und Drogen loskamen, was sie im Theaterstück zum Ausdruck bringen.
Blick auf die "schwarze Kirche"
Nach einer kleinen Irrfahrt finden wir wieder aus der Stadt heraus (zu warm, zu viele Leute).
schiefe Ladung
"Draculas" Schloss (Bran)
Fagaras-Gebirge
Auf der Karte entdecken wir eine Klamm, die rechts des Weges liegt. Für 1 Lei pro Person dürfen wir einfahren. Bis zum Ende, wo eine Jägerunterkunft steht, arbeiten wir uns durch. Dass es mit dem Auto überhaupt erlaubt ist, in Deutschland unvorstellbar. Die Rumänen grillen und picknicken hier, der Müll bleibt einfach liegen. Es gibt noch ein paar Hotels hier oben, nach jeder Kurve denken wir, jetzt ist Schluss, doch insgesamt 10 km kurvenreiche Beton-, Schotter- und Waldwege sind zu bewältigen. Das ganze natürlich wieder zurück.
Unten angekommen, liegen noch 30 km bis Campulung, wo wir übernachten wollen, vor uns. Auf dem Weg über den Berg Mateias müssen wir an einer Baustellen-Ampel anhalten. Den ganzen Weg entlang verkaufen Zigeunerkinder ihre gesammelten Waldbeeren. Als wir an der Ampel stehen, kommen sie ans Auto, wir wollen nichts kaufen. Dann zeigen sie auf das Brot, was wir gerade essen. Wir geben ihnen ein paar Scheiben und auch von der Wurst, etwas komische Gefühle haben wir dabei, aber sie machen zufriedene Gesichter.
Oben am Pass angekommen, schauen wir auf Campulung
und fotografieren das "Mausoleul Mateias".
Wir füttern noch ein paar streunende Hunde mit dem restlichen Brot. Campulung erscheint uns bei der Einfahrt ziemlich verwahrlost, der Ortskern ist aber recht ansehnlich und für 120 Lei (ca. 30 €) quartieren wir uns in einem netten Hotel mit Restaurant ein. Beim Stadtbummel machen wir noch einige Fotos und gehen dann zum Essen ins Hotel.
Tagesstrecke: 270 km
nach_oben
weiter gehts hier: http://im-osten-was-neues.de.tl/RO-2006-Campulung_Sibiu-.htm